Eine Brücke der Freundschaft

Napoleon führte einen grausamen Krieg mit seinem Erzfeind England, besetzte zu Beginn des 19. Jahrhunderts fast ganz Europa und beschloss, nunmehr auch Russland zu erobern. Diesem schrecklichen Plan war Erfolg nicht vergönnt. Später wird das Napoleon auf den harten russischen Winter und die Partisanen schieben. Aber all das wird später sein. Nunmehr aber, in der Nacht auf den 24. Juni 1812, schneiden sich die Räder der 600.000 Köpfe starken Armee Bonapartes durch die noch schlummernden Wiesen Russlands. Das Land erwacht, steht auf zur Verteidigung des Vaterlands.

An der Westgrenze Russlands steht zu jener Zeit die 240.000 Köpfe starke Armee des Zaren Alexander I.

Neben den regulären Einheiten kämpfen in der Armee des Zaren die Kosaken. Sie kommen von überall her: vom Don, aus Kalmykien, der Krim, dem Ural, aus Sibirien. Die Kosaken sind harte und tapfere Kämpfer. Ihr Beitrag am Sieg über den Feind ist groß.

Für Russland endet der Große Vaterländische Krieg gegen Napoleon und Feldzug in den Westen im April 1814. Paris war bereits Ende März gefallen. Die Armee kehrt nach Russland zurück.

In der Heimat erwarten den Zaren neue Herausforderungen. Strategisch plant er den Bau einer neuen Grenzlinie im Osten, in der Region hinter dem Ural. Mit diesem Ziel wird dem Orenburger Kosakenheer ein Stück Land 400 Kilometer entlang der Grenzlinie zugewiesen. Jeder Kosak kann Ackerland im Umfang von etwa 30 Hektar erhalten. Zudem werden Kosaken aus anderen Regionen angesiedelt: aus Kalmykien, dem Wolgagebiet, Baschkirien und vom Don. Der empfindlichste Abschnitt der Grenze befindet sich entlang der Achse Оrsk – Werneuralsk – Тroizk. Geplant ist der Bau von 32 Vor- oder Grenzposten. Der Posten Nr. 29 wird später den Namen LEIPZIG erhalten, im Gedenken an das 3. Orenburger Kosakenheer, das in der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16.-18. Oktober 1813 gekämpft hatte. Für die Siedlung Leipzig wählt man das hochgelegene Ufer des Flusses Togusak. Am Ufer des Flusses gibt es viele Einheimische, in der Nähe befindet sich ein kleiner See, in den Norden und Nordwesten erstrecken sich weite Steppengebiete.

Der Siedlungsbau beginnt im zeitigen Frühjahr des Jahres 1843 …

Ich bin im Ural geboren und aufgewachsen. In Leipzig / Deutschland wohne ich seit 1992. Ich arbeite als freier Journalist.

Von Leipzig im Ural hörte ich erstmals im Jahr 1999. Damals war ich als Kameramann für das Sachsen Fernsehen tätig, und als ich von der gleichnamigen Siedlung im Ural hörte, hatte ich sofort den Wunsch dahinzufahren und einen Dokumentarfilm über diesen Ort zu drehen.

Meine erste Reise dahin musste ich buchstäblich 100 Kilometer vor Leipzig im Ural aufgeben. Eine Krankheit zwang mich, nach Leipzig / Deutschland zurückkehren.

Meine zweite Reise war erfolgreich.

Heute habe ich meine Pläne vergrößert und mir vorgenommen, in Leipzig / Ural ein Völkerschlachtdenkmal zu bauen, im verkleinerten Maßstab von 1:10, mit einem Ausmaß von 9,20 Meter Höhe. Darüber hinaus möchte ich ein Buch über die Siedlung schreiben.

Allein sind solche Pläne nicht zu verwirklichen. Daher habe ich in dem Journalisten Dr. Peter-Hugo Scholz einen Partner gefunden.

Im Jahr 2011 fuhren wir gemeinsam ins Dorf Leipzig nach Asien.

Empfangen wurden wir mit Brot und Salz. Unsere Pläne fanden Unterstützung beim Landrat des Bezirks Varna, zu dem Leipzig gehört, Herrn Maklakov, bei der Bürgermeisterin von Leipzig, Frau Timerchanova und beim Kulturdezernenten des Bezirks, Herrn Chernakov. Zunächst musste mit vereinten Kräften der Wiederaufbau der Kirche gestemmt werden, die unlängst einem Brand zum Opfer gefallen war. Wir waren gewillt, Sponsoren in Deutschland zu finden, was leider nicht gelang. Nichtsdestotrotz konnte die Kirche in Leipzig dank der Siedlungsbewohner und der Sponsorengelder aus Russland wieder aufgebaut werden.

Auch das hiesige Leipzig konnte dem Namensvetter in Asien helfen: Der Verein „Zu Hause“ e.V. mit der engagierten Vereinsvorsitzenden Heidelore Kretschmer sandte im Februar 2011 Bücher zum Erlernen der deutschen Sprache und Hörbücher im Wert von 1.000 Euro in den Ural. Der erste Schritt war getan.

Mit meiner Idee klopfte ich auch an die Tür des Integrationsvereins „Leipzig – Brücke der Kulturen“ e.V.

Im Verein fand ich ein offenes Ohr für meine Pläne, und wir arbeiteten einen Maßnahmenplan aus.

Die zu lösenden Probleme sind nicht ohne: u.a. wollen wir einen Schüleraustausch organisieren, die Kirche zu Ende bauen (den inneren Teil), das Völkerschlachtdenkmal errichten mit Ausstellungsmaterial über das hiesige Leipzig, über das moderne Sachsen, aber auch über die Kosaken. Im Park vor dem Denkmal am Flussufer werden Bildhauer aus dem hiesigen Leipzig zu Märchenmotiven ausstellen. Und auch Touristenverkehr von Sachsen nach Asien soll angeschoben werden.

Im Jahr 2015 wird Leipzig / Deutschland 1.000 Jahre alt.

Viele wissen, dass es in Amerika auch ein Leipzig gibt. Darüber wurde in der Presse geschrieben. Aber Leipzig in Asien ist leider nur einem kleinen Kreis von Leuten bekannt.

Wenn das hiesige Leipzig eine Brücke zwischen den Kulturen ist, warum dann nicht dem Namensvetter in Asien die Freundeshand reichen? Diese Hand muss heute gereicht werden, am Vorabend des großen Jubiläums und in einer Zeit angespannter Beziehungen zwischen dem Westen und Russland.

Mit unserem Projekt können wir ein Stück Wärme schaffen, die das aufkommende Eis zwischen den Beziehungen unserer Länder untergräbt. Das ist unsere große Chance.

Für die Umsetzung benötigen wir Hilfe: moralische, finanzielle, materielle.

Wir bitten Sie um Mitwirkung an unserem interessanten Projekt.

Lassen Sie uns gemeinsam über diese Brücke der Kulturen gehen, und wenn wir in Leipzig / Ural ankommen, lassen Sie uns wenigstens ein Bäumchen anpflanzen, damit das Leben dort so schön und lebenswert wie bei uns wird, in unserem 1000-jährigen Leipzig.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute.

Mit Hochachtung

Nasur Yrushbaev

Journalist und Filmemacher aus Leipzig / Deutschland

Oktober 2014